2024 | 13
Wie wir durch Paradigmen Gesellschaft verändern können
Paradigmen sind nie auf einen gesellschaftlichen Bereich beschränkt, sie dringend tief in unseren Alltag ein. Darin genau liegt die Chance und die Herausforderung, wenn wir mit Paradigmen arbeiten, wenn wir sie verändern wollen.
Wir können Paradigmen nur dann tief greifend verändern, wenn wir uns innerlich frei von ihnen gemacht haben. Dann sind wir in der Lage, sie einerseits als gesellschaftliche Realität anzuerkennen, unser Handeln aber auf anderen Paradigmen aufzubauen. Das setzt voraus, dass wir lernen zu erkennen, von welchen Paradigmen wir uns in unserem Alltag, in unserem Leben führen lassen.
Ein Beispiel mag das deutlich machen: Viele engagieren sich, sie demonstrieren gegen Rechts, gegen populistische Parteien, gegen die Umweltzerstörung. Sie gehen in Gruppen hinein oder gründen neue Gruppen. Damit handeln sie genau nach dem Paradigma der Ausgrenzung und führen die Polarisierung weiter; es bleibt beim Schema des: wir gegen die anderen.
Wenn wir Gesellschaft tatsächlich tief greifend verändern wollen, müssen wir aus dieser Grüppchen-Bildung heraus, müssen lernen, über alle gesellschaftlichen Schichten und Gruppen hinweg Verbindung zu schaffen und Erkenntnisse zu ermöglichen. Wir können Polarisierung nur begegnen, indem wir selbst aufhören, zu polarisieren, indem wir lernen, dem anderen als Menschen zu begegnen und zu verstehen, weshalb er so handelt, wie er handelt. Das verlangt nichts anderes, als dass wir aus unserem eigenen Kokon heraustreten und an die Orte gehen, vor denen wir uns fürchten, dass wir beginnen, mit den Menschen zu sprechen, mit denen wir eigentlich nicht sprechen wollen.
Was wir im wesentlichen dabei kennenlernen, sind wir selbst. Die Vorurteile und Glaubenssätze, die Verhaltensmuster, denen wir auf diesem Weg bei uns selbst begegnen, sind ja nichts anderes als Ausdruck der Paradigmen in unserem eigenen Leben. Sie sind nichts Dramatisches, wir alle haben sie mehr oder weniger stark. Sie weisen uns nur darauf hin, dass wir uns selbst in unserem Denken und Handeln beschränken. Lernen wir diese Vorurteile zu erkennen, können wir sie ablegen und frei werden. Wir lernen, von welchen Paradigmen wir unser Leben, unser Denken und unser Handeln lenken lassen. So legen wir jene innere Ethik frei, nach der wir unser Leben wirklich ausrichten wollen.
Paradigmen durchdringen unseren Alltag. Umgekehrt bedeutet das nichts anderes, als dass wir im Alltag in der Lage sind, Gesellschaft zu verändern. Wir können da anfangen, wo wir gerade sind, mit dem, was wir haben und was wir tun.